Ich bin trotz großem Technik-Optimismus und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem was QR-Codes angeht meist eher skeptisch.
Das kann gut und praktisch sein, aber wichtig ist eben auch: Wozu setzt man als Werbetreibender den QR-Code ein? Ist es überhaupt Zielführend diesen in den Auftritt zu integrieren?
Zunächst muss es dem Werbemittel gelingen, die Zielgruppe überhaupt zu motivieren, den QR-Code auch zu scannen. Aber damit ist es noch nicht getan. Das mit dem QR-Code verknüpfte Ziel ist äußerst entscheidend für den Erfolg der Kampagne und den Nutzen der QR-Codes an sich. Leider werden die Nutzer jedoch oft einfach auf die Website des Werbetreibenden geführt. Mit etwas Glück dient dann immerhin eine Mobile-Site als Landing-Page. Wichtig und sinnvoll, da wir hier schließlich von einem Kommunikationstool reden, das ja gerade auf die mobile Nutzung setzt.
Die Frage bleibt jedoch, was damit gewonnen ist, wenn der Plakat- oder Anzeigen-Rezipient die Website besucht.
In den meisten Fällen erwarten wir, dass dieser Besuch kaum messbare Effekte in der Zielgruppe erreichen kann. Zumal die User in der Regel bei Interesse auch ohne QR-Code in der Lage sind, die jeweils relevante Website zu finden. Oftmals ist der QR-Code also scheinbar eher „nice to have“ als wesentlich für die Kommunikation. Nimmt aber Fläche auf dem Plakat und Aufmerksamkeit der Zielgruppe in Anspruch.
Eine Verknüpfung des QR-Codes mit dem eigentlichen Kampagnen-Ziel kann – vor allem im Einzelhandel – dagegen durch Werbemittel ausgelöste Impulse im Optimalfall abfangen und direkt in Handlungen konvertieren.
Der Otto-Versand macht gerade sehr geschickt vor, wie das gehen kann und wie man QR Codes optimal in Outdoor Plakate integrieren kann.
Einfach mal in die Situation versetzen: Sie stehen am Bahnhof, warten auf Ihre S-Bahn und erblicken das City-Light-Motiv…
Na klar, Fashion – und in diesem Fall wohl auch die nette Spinne – ziehen die Blicke gut auf sich.
Es mag vielleicht diskutiert werden, welche Frau bei dem Anblick der Spinne noch bis zum Schuh und im Anschluss dazu zum QR-Code vordringen mag. Aber am Bahnsteig hat man ja zumeist ein wenig Zeit. Und so werden sich die Blicke von der Spinne lösen und zum Schuh vordringen.
Sehr gut!
Der Preis auch?
Perfekt!
Schnell den QR-Code scannen, direkt in Ottos Mobile-Shop auf der Produktseite landen und die Schuhe in den Warenkorb legen.
Der Kauf ist mit wenigen Klicks erledigt, die Bestellung bald auf dem Weg zu Ihnen.
Kürzer kann der Weg vom Werbemittel zum Umsatz kaum sein.
Und wenn die Schuhe doch nichts für Sie sind, steht das nächste Motiv, oder in desem Fall das nächste Produkt, nur wenige Meter weiter. Vielleicht gefällt Ihnen ja der Bikini besser als die Sandalen.
Fast schon ein Versandhauskatalog zum hindurch schlendern.
Otto macht das äußerst geschickt und denkt dazu offenbar auch weiter: Bei den Großflächen an Hauptstraßen wurde auf den QR-Code verzichtet. Hier werden die meisten Personen kaum dazu kommen, sich in Ruhe mit dem Plakat zu befassen oder gar einen QR Code zu scannen – während der Wartezeit am Bahnsteig dagegen sicherlich.
QR-Codes können also durchaus auch bei Outdoor-Motiven eine gute Idee sein. Voraussetzung ist allerdings immer auch den nächsten Schritt der Zielgruppe im Hinterkopf zu haben.
Wenn relevante Informationen zu einem Angebot vermittelt werden könne, oder gar direkt in den Online-Shop weitergeleitet werden kann – prima, nutzen Sie QR-Codes! Wenn für den User jedoch am Ende der Besuch einer reinen Unternehmens-Website optimiert für Desktop-PCs herausspringt… Gibt es wahrscheinlich bessere Optionen, die immer knappe Fläche auf Ihren Kommunikationsmitteln zu belegen.
Nicht vergessen: QR-Codes können leicht von wichtigen Kommunikationszielen ablenken. Jedes Element ohne erkennbaren Nutzen sollte zumindest thematisiert werden, bevor eine Kampagne live geht.