Sixt schiesst über das Ziel hinaus – Grenzen der Provokation im Fall Mollath

Dass wir die polarisierenden und auf der Grenze wandelnden SIXT-Motive nicht immer schlecht finden, dürfte regelmäßigen Lesern dieses Blogs noch präsent sein.

Nun legte der Autovermieter erneut ein aktuelles Motiv mit Talk-of-the-town-Potential vor.

Unter einem Foto von Gustl Mollath wirbt der Autovermieter mit dem vermeintlichen Zitat

„Wenn hier jemand verrückt ist, dann SIXT mit seinen Preisen“.
(Eine Bildeinbindung unterlassen wir aus Rücksicht auf Gustl Mollath )

Abgesehen von den zu erwartenden rechtlichen Konsequenzen – Der Anwalt von Mollath hat diese bereits angekündigt – erscheint uns dieses Motiv aus unterschiedlichen Perspektiven heraus problematisch:

Im Gegensatz zu den in der Regel (und häufig ungefragt) verwendeten Testimonials z.B. aus der Politik erreichte der auf dem aktuelle Motiv thematisierte Gustl Mollath seine Medienpräsenz nicht aufgrund seines Berufes oder seiner Position. Während Merkel und Co. Sich zumindest über öffentliche Präsenz freuen dürften (und dabei stets getreu dem Motto ‚es gibt keine schlechte PR‘ wenigstens wahrgenommen werden möchten), will Mollath vermutlich das genaue Gegenteil.

Während Politiker freiwillig eine Position anstreben, die in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, ist davon auszugehen, dass Herr Mollath dieses nicht zum Ziel hatte.

Er ist im Gegensatz sogar nur deshalb einer größeren Öffentlichkeit bekannt, weil seine Freiheit beschnitten wurde.

Nun wird aufgrund vielfältiger öffentlicher Reaktionen der Fall Mollath neu aufgerollt und die eingeschränkte Freiheit soll – so gut es geht – wiederhergestellt werden, da kommt SIXT daher.

Versetzt man sich in die Situation von Gustl Mollath fällt es nicht schwer, sich vorzustellen dass er gerade alles lieber möchte, als ungefragt die Werbefigur eines Autovermieters zu spielen.

Neben den ethisch-moralischen Bedenken dürfte im Gegensatz zu den anderen provokanteren Motiven auch die Wahrnehmung in der SIXT Zielgruppe eine andere sein.

Während Menschen dazu neigen, sich gegen abstrakte und übergeordnete Figuren zu solidarisieren (und so Scherze auf Kosten von hochrangigen Politikern oft breite Zustimmung  erhalten), greift sich der Autovermieter hier einen Underdog als Opfer.

Mollath kann – so die wahrscheinliche Meinung der meisten – sich kaum auf Augenhöhe wehren. Und so wird er sicherlich nicht nur in der Fachpresse oder bei publizistischen Größen wie Stefan Niggemeier als Opfer von Sixt wahrgenommen. Anders, als Merkel, von der Leyen und Kollegen.

Im Gegensatz zu den üblichen Kampagnen kann hier SIXT nicht die David-Rolle im Konflikt mit den Goliaths aus Weltpolitik und High-Society einnehmen, sondern positioniert sich eher selbst als Riese Goliath Sixt im Kampf gegen David Mollath.

Wem in diesem Konflikt die Sympathien gehören dürfte klar sein.

Wir meinen: Klar über das Ziel hinausgeschossen, SIXT.

Dieser Beitrag wurde unter Werbewirkung abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.